Rennrad
  Bericht 24-Stunden-Fahrt-Nortorf 2010
 

24-Stunden-Fahrt in Nortorf am 26./27.06.2010:

 Samstagmorgen gegen 4 Uhr war ich aufgestanden. Noch schnell ein Brötchen gegessen und ein paar Sachen zusammen gesucht. Reifen auf 6 Bar aufgepumpt und Kette geölt. Gegen 5 Uhr ging es die 23 km zum Kieler Hauptbahnhof. Auf dem Kieler Hauptbahnhof herrschte eine ausgelassen Stimmung. Die betrunknen von der Kieler Wochen waren noch dort. Der Bahnhof völlig verdreckt und mit Glasscherben überseht.

 

Gegen 8 Uhr war ich dann mit der Bahn in Nortorf angekommen. Dort dann noch 700 m bis zur Gemeinschaftsschule gefahren. Dort bekam ich dann erst mal nur blöde Blicke, wg. meinem Rad.

Ich bin mit meinem 14 kg MTB (Stevens Manic) an den Start gegangen. Komplette XT-Ausstattung, Marathon-Plus-Tour Bereifung + Anit-Plattband, Lowrider……..

Die Zeit bis zum Start verging ziemlich schnell. In der Aula hatte ich mir noch meinen Eimer mit Eigenverpflegung hingestellt, dann noch mal auf Toilette gehen, hier und da geschnackt, was gegessen…..

Gegen 09:45 Uhr fuhren wir dann alle gemeinsam zum Start. Der Start erfolgte beim Hauptsponsor (Nortorfer Volksbank-Raiffeisenbank).

 

Es wurde dort noch eine kurze Ansprache gehalten und um 10 Uhr ging es dann los. Ich reihte mich ganz hinten ein.

 

Mein Ziel waren mindestens 400 km; gehofft hatte ich, dass es um die 460 km werden. Die 24 Stunden wollte ich auch komplett durch fahren. Ich hatte daher auch gar kein Schlafzeug mit. In der Gemeinschaftsschule gab es die Möglichkeit in Ruheräumen zu schlafen.

1. Runde (eine Runde hat 28 km):

Die ersten 28 km war ich mit 3 RR-Fahren aus Büdelsdorf gefahren. Aber kein Windschatten. Ich war vorne in der Gruppe gefahren, ein RR-Fahrer neben mir und die anderen hinten dran.

Die Unterhaltung war ganz nett. Bei km 25 wurden sie mir allerdings zu langsam und ab hier an fuhr ich dann auch alleine weiter.

In der ersten Runde wollte ich mir auch erst mal die Strecke anschauen, die einen sehr guten Eindruck machte.

Am Ende jeder Runde musste man in das „Versorgungszelt“ fahren. Dort wurde dann die Startnummer gescannt. Damit wurde dann jede gefahrene Runde gezählt, wenn man wieder weiter fahren wollte, musste man sich wieder scannen lassen. Gut organisiert.

2. Runde:

Langsam wurde es etwas wärmer. 21 Grad. Mein Tempo pendelte sich bei 26 km/h ein. Ich fing an mir Gedanken zu machen, ob es nicht zu schnell ist. Ich empfand das Tempo als angenehm, also habe ich mir darüber keine weiten Gedanken gemacht.

Die Strecke war sehr gut zu fahren. Wir waren irgendwie auch von der Radwegbenutzungspflicht befreit. Endlich mal ein Tag wo man sich nicht unnötig in Gefahr bringen muss auf den Radwegen. Die ersten 10 km von Nortorf über Gnutz nach Aukrug fuhren sich sehr gut. Die folgenden 8 km über Heinkenborstel nach Oldenhütten waren nicht so gut zu fahren. Auf 800 m war der Strraßenzustand nicht so gut, dann kam eine lange Steigung, anschließend folgte in Heinkenborstel Kopfsteinpflaster. Dort war ich immer, wie die anderen auch, über den Bürgersteig gefahren. Von Oldenhütten nach Nortorf konnte man wieder ganz gut fahren. Auf einen kleinen Stück war der Straßenzustand noch mal etwas schlechter und kurz vor Nortorf gab es an einer kleinen Brücke noch mal eine Steigung und dann ging es die lange gerade leicht Bergab nach Nortorf rein.

3. Runde:

Nach der Hälfe der 3. Runde bekam ich plötzlich Probleme mit dem Cleat. Der tat mir eigenartigerweise weh. Habe ich noch nie gehabt. Ich bin dann immer mal für ein paar Meter, wenn es mal leicht Bergab ging, ausgeklickt gefahren. Allerdings habe ich mir mit dem Problem vom Kopf her auch nicht weitet beschäftigt. Mein Ziel waren 400 km und nur das hatte ich im Kopf.

4. Runde:

Verdammt ich war zu schnell unterwegs. Das brachte mir meinen ganzen Zeitplan durch einander. Nach 4 Runden war eigentlich der erste Stopp geplant. Das war mir von der Uhrzeit jetzt zu früh. Also wusste ich, dass ich noch eine 5. Runde fahren müsste. Trinken sollte auch noch für 5 Runden reichen. Leise dachte ich, dass ich vielleicht mit 3 Pausenstops auskommen müsste. Geplant waren vier.

Nach 58 km habe ich dann mein erstes Gel gegessen.

Mein Fuß machte leider auf der Runde auch 2 oder 3 Mal etwas Probleme. Kurz ausklicken und dann geht es wieder!

5. Runde:

Noch eine Runde und dann gibt es eine schöne kalte Cola. Das war die Motivation für Runde 5.

Immer wieder wurde ich überrundet von Teamfahren (es waren auch 2 und 4er Teams am Start). Die meisten von denen haben mich immer wieder angefeuert. Zuschauer gab es nicht an der Strecke.

Bei km 147 trank ich meinen letzten schluck Wasser. Dann ging es noch mal die Brücke hoch und schon sah man die Kirchenspitze von Nortorf. Und dann war ich auch schon wieder im Ziel und machte den ersten Pausenstop um 15:30 Uhr.

In der Aula war lecker essen angerichtet. Das Essen war super gut. Das kann man nicht mehr steigern Es gab wirklich alles zum Essen. Das für 30 €Startgebühr. Für mich gab es nur einen leckeren Cooki. Und eine Flasche Energy Drink. Der billig Abklatsch von Redbull. Dann noch schnell zur Toilette, Flaschen nach gefüllt. Das ganze hatte mir 15 Minuten Zeit gekostet und dann war ich wieder auf Strecke.

6. Runde:

Gut gestärkt konnte ich das Tempo weiterhin beibehalten.

Das Problem mit dem Fuß kam auch nicht wieder.

Allerdings wurde es jetzt immer noch etwas wärmer oder wind wurde auch doller. Was sich besonders auf den 8 km von Aukrug nach Oldenhütten bemerkbar machte.

7. Runde:

Wie in jeder Runde hatte ich in Nortorf mal wieder die Ampel bei rot erwischt. Ich gehörte zu den wenigen Leuten, die an der Roten Ampeln hielten. Die anderen sind durch gefahren.

Sehe Bild:
http://www.shz.de/nachrichten/lokales/landeszeitung/artikeldetails/article/2099/24-stunden-lang-im-sattel-gesessen.html

Das Tempo immer noch konstant. Allerdings musste ich inzwischen mehr trinken. Bei 24 – 26 Grad auch kein Wunder. Vielleicht lag es auch den 2 Tapsys, die ich jede Runde zu mir nahm, damit der Magen etwas zu tun hat. Ich weiß nicht genau, ob Orangensaft und Maltodextrin ausreicht.

8. Runde:

Jetzt ging das Tempo etwas zurück. Also noch mal einen Riegel gegessen!

Allerdings war ich immer noch erheblich schneller unterwegs als geplant. Ich wollte zwischen 21 Uhr - 22:30 Uhr eine länger Esspause einlegen. Im Vorfeld hatte ich geplant alle 4 Runden eine Pause. Durch das hohe Tempo ging es nicht.

Wenn ich jetzt nur die 4 Runden gefahren wäre, dann hätte ich um 20 Uhr Pause machen müssen. Zu früh. Daher musste ich jetzt wieder 5 Runden fahren. Mir ist klar, ein Außenstehender wird das System nicht verstehen.

9. Runde:

Leider ging das Tempo jetzt doch ein wenig zurück. In der letzten Runde war ich schon 0,1 km/h langsamer geworden und jetzt sogar 0,2 km/h.

Am Ende der Runde musste ich noch schnell eine Flasche nachfüllen mit Wasser. Die Wasserversorgung befand sich beim Rundenscanne. Vielleicht 30 Sekunden Zeitverlust!

10. Runde:

Langsam merkte ich ein wenig meinen Nacken. Bin wohl in den letzten 3 Monaten zuviel Liegerad gefahren. Bloß nicht weiter drüber nachdenken, sondern nur an die 400 km denken.

Die lange Steigung vor Heinkenborstel wurde auch immer ätzender. Sie war richtig demotivierend. Es ging dort nur noch mit 18 km/h hoch. Mit Gewalt wollte ich dort nicht hochfahren. Das würde sich nur rächen!!

21:30 Uhr und meine erste längere Pause. Es waren 30 Minuten eingeplant. Ich habe eine schöne Portion Nudeln mit Gemüse und Putenfleisch gegessen. Hähnchen war auch da, mir aber zu fettig, bzw. für den Magen zu belastend. Dazu habe ich dann noch Salat und 2 Becher kalte Cola getrunken. Und wieder eine Flasche Energy Drink. Anschließend wieder schnell auf Toilette und dann habe ich mich für die Nacht fertig gemacht. Eine Flasche Energy Drink in die Trikottasche. Tapsys eingepackt, 4 Kinderriegel (für jede Runde einen, als Motivation), Maltodextrin in die Flasche gepackt. Weste angezogen, dort auch noch eine Flasche Energy Drink für die Nacht verstaut. Warnweste an und los ging es in die Nacht.

Bis jetzt war ich 280 km gefahren mit einem Schnitt von 25,1km/h. Einfach Wahnsinn was ich mit dem MTB geschafft habe. Für mich immer noch unglaublich.

11. Runde:

22 Uhr! Der nächste Stopp war für 4 Uhr angesetzt.

Noch war es hell, aber schon recht kühl mit 16 Grad. Schwitzt man zumindest nicht mehr soviel. Es lief jetzt wieder super gut. Ich freute mich auf die kommenden Stunden. Ich liebe Nachtfahrten. Meine Zielsetzung war jetzt auch anders. Ich merkte, dass ich 500 km schaffen kann, wenn ich intelligent durch die Nacht fahre.

In 2 Orten gab es Gartenpartys. Man konnte von Runde zu Runde beobachten wie die Stimmung, bei zunehmendem Alkoholkonsum, stieg.

Vom Gefühl her, war die 11. Runde auch meine schnellste.

12. Runde:

Langsam brach die Nacht ein. Es gab einen netten Sonnenuntergang. Ich wurde auch immer seltener von Gruppen überholt. Ich konnte sogar einige Leute überholen.

Der Wind war auch so gut wie weg. Und die schon so oft genannten 8 km konnte ich plötzlich richtig gut fahren. Die haben mir nichts ausgemacht.

Als ich meine Tapsys essen wollte, stellte ich leider fest, dass die Dinger geschmolzen sind. Die hätten ich lieber in die Westentasche packen sollen, als in die Trikottasche. Wieder was gelernt. Also gab es keine  Tapsys mehr.

13. Runde:

Jetzt war es fast dunkel. Am Himmel sah man noch einen kleinen roten Streifen vom Sonnenuntergang. Durch meine super Beleuchtung konnte ich das Tempo ganz gut halten.

Wie schnell kann ich nicht sagen. Da ich bewusst ohne Helmlampe gefahren war, konnte ich nicht auf das Tacho schauen.

Plötzlich kamen so die Gedanken auf, wie es wohl wäre, wenn man mal Paris-Brest-Paris fahren würde. Ich fand die Stimmung in der Nacht sehr angenehm. Von den Fahrern her.

Müde war ich in keinster weise. Lag vielleicht auch daran, dass ich mir darüber keine Gedanken gemacht habe und mich auf das Fahren in der Dunkelheit konzentriert habe. Stellenweise gab es immer wieder Nebelfelder und Wildwechsel.

Die Leute von den Gartenpartys haben einen auch immer mal angefeuert. Die haben die ganze Nacht durch gefeiert.

In Oldenhütten hatte ich kurz angehalten und eine halbe Flasche von dem Energy Drink getrunken. Da mir langsam bewusst wurde, dass ich wieder 5 Runden fahren werde, da es zeitlich nicht anders klappt.

14. Runde: 

Jetzt war es kurz vor 2 Uhr. Die Temperatur lag bei 7 Grad. Ich war wirklich froh, dass ich die Weste an hatte. Gefroren habe ich nicht. Der kühle Wind an den Beinen tat immer wieder gut. Die Getränke waren auch schön erfrischend.

Ganz langsam wurde es auch wieder heller. Die Vögel fingen an zu zwitschern und ich wusste, dass ich den schwierigsten, aber auch den schönsten Teil, gut überstanden hatte.

15. Runde:

Der letzte Kinderriegel wurde gegessen. Nun noch 28 km, dann gibt es Frühstück. Langsam ging die Sonne zwischen dem leichten Nebel auf. Wunderschön. Fotoapparat hatte ich nicht mit dabei.

Jetzt waren auch wieder einige Radfahrer mehr auf der Strecke. In der Nacht war es doch sehr ruhig auf der Strecke.

Bei einem Schlagloch fiel mir dann noch das Rücklicht ab. Kurz anhalten Rücklicht holen und weiter fahren. Es lagen des öfteren immer wieder Trinkflaschen und Rücklichter, etc, auf der Strecke.

04:10 Uhr und die letzte Pause. Diesmal gab es Reis, Tofu und Salat und kalte Cola. Nach dem Essen habe ich dann schnell die Weste und Warnweste ausgezogen. Zur Sicherheit nahm ich noch eine Flasche Energy Drink mit. Natürlich wieder Kinderriegel.

16. Runde:

04:40 Uhr.
Jetzt noch 3 Runden. Die ersten 3 km war es doch ziemlich frisch ohne Weste. Ab 5 Uhr wird es in der Regel ja immer wärmer.

Ich ging davon aus, dass mein Tempo jetzt runter gehen wird.

Das Tempo blieb aber immer noch konstant bei 24 – 25 km/h. Meine Gedanken immer noch bei Paris-Brest-Paris.

Aber die Hauptkonzentration lag nun bei den 500 km. Das Motiviert schon enorm. Einfach nur ein geiles Gefühl.

Mir ging es körperlich immer noch sehr gut. Und das obwohl ich zu dem Zeitpunkt über 24 Stunden wach war. Den Hinten hatte ich ein wenig gemerkt und ich musste mich alle 20 km etwas anders auf dem Sattel hinsetzten. Das war alles kein Problem. Nicht drüber nachdenken, sondern nur an das Ziel 500 km denken.

17. Runde:

Nach 4 gefahrenen km klingelte mein Handy. Man kann sich ganz schön erschrecken.

Meine Mutti war dran und teilte mir mit, dass sie jetzt an der Gemeinschaftsschule ist. Sie wollte wissen wo ich bin. Nach einer Minute Telefonstop ging es weiter. Irgendwann überholte mich dann meine Mutti mit dem Auto und suchte eine geeignete Stelle zum Fotografieren. Dummerweise war ich zu schnell mit dem Rad und sie hat mich erst wahrgenommen, als ich schon neben ihr war.

Die Runde verlief auch sehr gut. Könnte auch einer meiner schnellsten Runden gewesen sein.

18. Runde:

Meine letzte Runde. Jetzt konnte ich noch mal Gas geben. Kraft hatte ich noch. Wobei die 8 km von Aukrug nach Oldenhütten wieder ein wenig wehtaten. In Heinkenborstel habe ich dann noch mal einen Schluck Energy Drink zu mir genommen. Plötzlich merkte ich, dass ich evtl. auch noch Runde 19 schaffen könnte, wenn ich jetzt Gas geben würde. Daher habe ich es geschafft 8 km in 19 Minuten zu fahren. Noch mal Trinkflasche im Versorgungszelt nachgefüllt

Dann gab es noch ein Problem mit meinen Runden. Es wurde eine Runde zu wenig angezeigt. Die hatten bei Runde 17 ein Problem mit dem Scannen. Wurde aber alles Reibungslos geklärt. Die km Zahl stand auch auf meinem Tacho. Alles kein Problem.

 19. Runde:

Sie fiel etwas schwer. Da ich nur auf 18 Runden eingestellt war und ich in der 18. Runde doch ein paar Körner verschossen hatte. Gut war, dass ich wusste, dass mir ein 20iger Schnitt reicht. Die ersten 10 oder 11 km bis Aukrug gingen auch noch gut. Dann kamen die schwierigen 8 km. Hier habe ich mir gesagt, dass ich alle 2 km einen Kinderriegel esse. Ich brauchte das einfach. Und dann ging es auch ganz gut. Der Tachostand motivierte zusätzlich.

Jetzt noch ein letztes Mal die Brücke vor Nortorf hoch und den Blick auf den Kirchturm genießen.

Um 09:36 Uhr beendete ich meine letzte Runde!

Dann erst mal Laufräder ausgebaut und das MTB im Auto verstaut. Dann was gegessen. Für Duschen war keine Zeit, da um 10:30 Uhr Siegerehrung war, wo man dann auch die finisher Shirts bekam. Wobei ich schon gerne eine Dusche gehabt hätte.

Die Siegerehrung war nett gemacht. Mit 19 Runden erreichte ich den 2. Platz in der Gesamtwertung Frauen. Eine Runde Rückstand auf den ersten Platz.

Erwähnen sollte ich, dass nur 5 Frauen am Start waren und 24 Männer. Bei den Einzelfahrern. Immerhin ein Frauenanteil von fast 17 Prozent. Eigentlich ein guter Wert.

Langsam merkte ich doch etwas in den Beinen.
Heute ist schon wieder alles vorbei und heute Abend werde ich wahrscheinlich noch eine kurze Runde mit dem RR drehen.

Lt. GPS:

Strecke: 534,96 km

Fahrzeit: 22:02:01

Durchschnittsgeschwindigkeit: 24,20 km/h

Durchschnittspuls: 131

UPM: 82

 

 
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